Zur Geschichte der Musiktherapie
Musikhören als heilendes Geschehen
In früheren Zeiten und Kulturen war das aktive Musikmachen der im Volk verwurzelte Zugang zur Musik - man hat gesungen, getrommelt, getanzt, dazu einfache und auch anspruchsvollere Instrumente gespielt.
Für Heilungszeremonien dagegen hat der Kranke oder Verletzte sich auf ein miterlebendes Zuhören eingelassen - er wurde vom Heiler besungen und erhielt von der Volksgemeinschaft eine ritualisierte musikalische Aufführung.
Seit Mitte des 20. Jahrunderts (etwa 1950) hat sich dieses Verhältnis weltweit grundlegend umgekehrt: Mehr und mehr verwurzelt sich im Volk die Musikberieselung als Zugang zur Musik, also das -mehr oder weniger- miterlebende Zuhören.
Hingegen wird das aktive selbst Musik Machen zum therapeutischen Werkzeug, um Heilungsprozesse zu fördern oder erst in Gang zu bringen: der Hauptanteil der Musiktherapie ist aktives Musizieren.
Insofern ist eine Musiktherapie, die sich rein auf das Zuhören einlässt, etwas Altmodisches, sogar Unmodisches. Jedoch tief verwurzelt in der Entwicklungsgeschichte des Menschen!
Aus diesem Grunde glaube ich, dass ein systematisch und bewußt gestaltetes therapeutisches Musikhören enorme Heilkraft und ein hohes Entwicklungspotenzial besitzt. Insbesondere wenn man sich mit den wahren Schätzen der Menschheitsentwicklung befaßt. Seit etwa 1950 sind diese Schätze für jeden Hörer verfügbar - inzwischen sogar immer leichter.
Wenn wir als Menschheit das aktive Musizieren nicht mehr oder immer weniger ausüben, sollten wir dann nicht das aktive Hören mehr anwenden ? Eine Frage der Bewußtseinsentwicklung...
Näheres dazu in meinem Buch über die Auditive Musiktherapie und in dem Büchlein Der Königsweg der Musik.