Die vier Phasen der Bewältigung einer Störung (coping skills)
Bei der Bewältigung von Störungen, die das Leben und die Person beeinträchtigen, durchläuft der betroffene Mensch bestimmte Zustände. Diese werden von Psychotherapeuten und Seelsorgern ähnlich beschrieben; am bekanntesten wurden sie durch Elisabeth Kübler-Ross.
Ausführlicher in meinem Buch "Auditive Musiktherapie".
Phase 1: Konfrontation vermeiden („Nicht wahrhaben wollen“)
Ablenkung und Verleugnung der Störung ist ein legitimer und normaler Selbstschutz. Das Thema „Störung/Krankheit“ wird innerlich auf Distanz gehalten. Wenn die Seele sich stark und sicher genug fühlt, wird sie die Konfrontation mit der Realität wagen. Unterschwellig geschieht hier bereits ein stilles Abtasten der Störung/ Bedrohung. Sachliche Information hilft, die Angst zu verringern.
Phase 2A: Emotionen nach außen („Aggressive emotionale Phase“)
Von der Erschütterung geprägte Gefühle kommen hervor. Die negative Energie wird an die Umgebung abgeleitet. „Die anderen sind schuld“. Patient meckert an allem herum, man kann ihm/ihr nichts recht machen... Aggressive Phase der Krankheitsverarbeitung. Hilfreich sind: Spielräume zum Austoben, konstruktiver Widerstand.
Phase 2B: Emotionen nach innen („Depressive emotionale Phase“)
Die negative Energie wird nach innen gerichtet und trifft auf tiefere Persönlichkeitsschichten: „Ich bin schuld“. Meist äußert sich das als (vorübergehende) Depression, was im Prozeß der Bewältigung einer Störung normal und gut ist. Es dient dem Selbstschutz der Persönlichkeit. In der Phase der Depression kann ich mich nach innen zurückziehen, Zeit und Kraft sammeln, ohne handeln zu müssen.
Hilfreich in dieser Phase sind vor allem Beruhigung und Suche nach emotionalen Kraftquellen. „Aggressive“ und „depressive“ Richtung können rasch wechseln und sind immer als Ganzes zu betrachten!
Phase 3: Verhandeln: Sich-Öffnen und Sich-Wandeln („Verzichten“)
„Wenn ich nur wieder ...... kann“, „Wenn wenigstens das ..... geschieht, dann will ich das andere akzeptieren“. Hilfreiche Strategie: das Problem in kleinere Einheiten zerlegen, sich Ziele setzen, Alternativen durchdenken. „Nicht alles auf einmal!“ - Innerlich ist das mit Verzichten verbunden. Indem ich auf einen Teil meiner Unversehrtheit verzichte, wird die Störung erträglicher und annehmbarer.
Die Phase 3 ist eine Zeit der Übergänge. Der „Verzicht“ ist häufig nur ein vorläufiger, denn manches wird später wieder besser. Im Augenblick ist er jedoch ein tiefer, existentiell zu vollziehender und empfundener Akt. „Suchen und Sich-Trennen“ findet statt. „Sich-Wandeln“ heißt auch, sich aktiv dem Neuen öffnen.
Phase 4: Annehmen, Neuanfang (neu kommunizieren)
Einen Sinn in den Ereignissen finden ist Grundlage für das Annehmen-Können. Der „Sinn“ ist wie eine Pflanze, die auf dem Acker der Bewältigung gedeiht. Die Früchte stehen erst nach einem Wachstumsprozeß zur Verfügung.
Einsicht in größere Zusammenhänge, Lebensweisheit und Seelenmut werden dem geschenkt, der am Ende des Ringens einen neuen Bezug zu sich selbst und zur Welt findet. Der Neuanfang ist eine sensible, leicht störbare Phase. Und ihn umgibt ein feiner Zauber:
„... und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, /der uns beschützt und der uns hilft zu leben.“ (Hermann Hesse, „Stufen“).
Für jede der vier Phasen bietet AUDIOSAN unterschiedliche Musikzusammenstellungen. Ausgehend von meinen praktischen Erfahrungen in der Arbeit mit Patienten, habe ich alle AUDIOSAN-CDs den vier Phasen zugeordnet. Im Einzelfall kann es natürlich Abweichungen geben, das Musikerleben ist an die Individualität gebunden. Für den therapeutischen Einsatz von AUDIOSAN geben diese Zuordnungen jedoch eine grundlegende und hilfreiche Orientierung. – Die drei Kategorien grün-gelb-rot gibt es für jede Phase.
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